**** Fast zwei Jahre ließ Rod Stewart seine Fangemeinde auf sein fünftes Album warten. 1973 konzentrierte er sich in erster Linie auf sein Engagement als Sänger bei The Faces, die mit Cindy Incidentally und Pool Hall Richard in England zwei Tophits landen konnten. Das Publikumsinteresse an ihm selber war groß, so daß seine Plattenfirma das Album Sing It Again, Rod auf den Markt brachte, das neben Material seiner ersten vier Alben die Hits Maggie May, Reason To Believe, (I Know) Im Losing You (war zur Jahreswende 1971/72 ein respektabler Hit in den US-Charts) und You Wear It Well enthielt. Als einzige echte Neuerscheinung gab es 1973 von Rod die Single Oh No! Not My Baby, die in England bis in die Top 10 kam. 1974 entschloß sich Rod, sich voll und ganz auf seine Solokarriere zu konzentrieren. Damit waren The Faces praktisch am Ende. Nach einem Livealbum und einer letzten Single, You Can Make Me Dance, Sing Or Anything, die zur Jahreswende 1974/75 in England ein Top 20 Hit war, löste sich die Gruppe auf (zwar gab es in den Jahren 1977/78 eine Neuauflage der Small Faces mit den Alben Playmates und 78 In The Shade, doch zu diesem Zeitpunkt interessierte sich kein Mensch mehr für die Gruppe). Rod selber brachte im Spätsommer 1974 sein fünftes Album Smiler auf den Markt. Im Vergleich mit den wirklich vorzüglichen Vorgängern ist dieses Werk eher enttäuschend. Ein Grund dafür mag sein, daß sein Vertrag mit Mercury auslief, dem Label laut Vertrag noch ein Album schuldig war und den er mit einem Routinewerk erfüllte. Was aber nicht heißen soll, daß Smiler schwach wäre. Ganz im Gegenteil, denn was bei Rod Stewart zu diesem Zeitpunkt eher enttäuschend war, wäre für andere Künstler ein grandioses Werk gewesen. Smiler beginnt mit einer kraftvollen Version von Chuck Berrys Sweet Little Rock N Roller. Ganz im Stil der Faces kann sich Rod hier (stimmlich) austoben. Das verträumte, knapp einminütige Instrumental Lochnivar ist das Intro zu Farewell, einem wirklich schönen, stimmigen Folksong ganz im Stil seiner beiden Nummer 1 Hits Maggie May und You Wear It Well. Die Kombination aus akustischen Gitarren, Mandoline und Violine verleihen dem Stück eine besondere Atmosphäre. Als Singleauskopplung erreichte Farewell im Oktober 1974 die englischen Top 10. Eigentlich schade, daß dieses wirklich schöne Lied einer seiner längst vergessenen Hits ist. Wieder im Stil der Faces rocken Rod und seine Band mit Sailor ordentlich einen vom Leder. Dank der Saxophoneinlagen erinnert das Stück ein wenig an die Rolling Stones. Einen ordentlichen Schuß Soul und R&B bietet das Medley aus den beiden Sam Cooke Klassikern Bring It On Home To Me/You Send Me (war übrigens die B-Seite zu Farewell). Das Stück ist ausgezeichnet gespielt (teilweise mit Orchestereinlagen versetzt) und man hört, daß Rod mit Spaß bei der Sache ist. Let Me Be Your Car ist wieder ein Rocker, diesmal einer aus der Feder von Elton John und Bernie Taupin. Allerdings stellt dieses Stück eher einen Albumfüller dar. Eine ordentliche Portion R&B beinhaltet (You Make Me Feel Like) A Natural Man, eine Neuaufnahme von Aretha Franklins (You Make Me Feel Like) A Natural Woman. Das Stück plätschert friedlich vor sich hin, ohne groß aufzufallen. Ein typisches Rod Stewart Stück jener Zeit ist das flotte Dixi Toot. Hier vermischen sich Elemente aus Folk, Rock und Dixiland zu einem äußerst attraktiven Cocktail. Wieder ganz im Stil der Faces gehalten ist Hard Road, eine äußerst mittelmäßige Nummer aus der Feder der beiden Australier Harry Vanda und George Young. Rod und seine Band holen das beste aus diesem Song heraus, doch mehr als ein solider Albumtitel kommt dabei nicht heraus. Ive Grown Accustomed To Her Face ist ein kurzes, verträumtes Instrumental, das zwar schön anzuhören ist, aber nicht mehr als einen Albumfüller darstellt. Ganz auf Rod Stewart zugeschnitten erscheint die Bob Dylan Nummer Girl From The North Country. Mit Sicherheit gehört das Stück nicht zu den Glanznummern im Gesamtwerk des Rod Stewart, ist aber sehr schön anzuhören. Richtig verträumt kommt Rod mit der Paul McCartney Mine For Me daher. Die leichten Steeldrumeinlagen verleihen dem wirklich schönen Lied einen leichten exotischen Anstrich. Im Großen und Ganzen ist Smiler ein durchaus gutes Album, auch wenn es gemessen an den wirklich tollen Vorgängern eher enttäuschend ausgefallen ist. Immerhin enthält es mit Farewell, Dixie Toot und Mine For Me drei vorzügliche Lieder. Auch wenn der Rest eher Mittelmaß darstellt, unterhaltsam ist er allemal. |