***** David Bowie und seine Spiders From Mars befanden sich seit 29. Januar 1972 ununterbrochen auf Tour. Sie waren in Japan, den USA und natürlich in Großbritannien auf Tour. Jedoch nicht in Festland-Europa. Und so ist diese DVD, die einzige Möglichkeit, diese unglaubliche Stück Musikgeschichte doch noch zu erleben. Ganz nebenbei haben sie auch noch zwei Studioalben (Aladdin Sane, Pin Ups) aufgenommen.<br>Das Konzert im Londoner Hammersmith Odeon war das letzte der Tour*. Erstaunlich ist daher schon, dass David Bowie und die Spiders nicht einen Moment ausgebrannt wirken. Ganz im Gegenteil. Die Show sprüht vor Frische. Mir persönlich, gerade am Anfang der Show, zu frisch. Fast schon schluderig wird HANG ON TO YOURSELF in Punkmanier (!) runtergeklopft. Auch ZIGGY STARDUST wirkt ein wenig uninspiriert. Und ein Song wie WILD EYED BOY FROM FREECLOUD - OK, den mochte ich noch nie - wirkt gar deplatziert inmitten dieses ansonsten so geschlossen wirkenden und faszinierenden Konzerts.<br>Hach, wir erleben eine Band, die, wenn sie einmal losgelassen, wie von der Wespe gestochen, auf der Bühne hin und her fegt. Mick Ronson leistet sich ein Gefecht mit Trevor Bolder und unterwirft ihn (auch bildhaft!) seiner Gitarrenkunst. Bowie selbst gibt den wundersamen Außerirdischen und zeigt uns, wie weit die Menschen bereits im Jahr 1973 beim Thema Toleranz waren.<br>Musikalisch (ent)führt uns Bowie mit seiner Band vom Punk (ja, den hat er damals gespielt, als noch keiner davon sprach) zum Hardrock (Let's Spend the Night Together, Suffragette City) , zum Chanson (MY DEATH von Jacques Brel) bis zur klassischen Rockballade (Space Oddity). Alles zusammen nannte man wegen der Kostüme dann Glam-Rock. Na gut.<br><br>*Ganz zum Schluss kommt dann die Schocknachricht: David Bowie erklärt, dass es sich sowohl um das letzte Konzert der Tour, als auch um das letzte Konzert überhaupt handeln würde. Es war quasi die Kündigung seiner Badmitglieder und das Ende von Ziggy Stardust.<br>Auf dem bisherigen Höhepunkt seiner Kunst. Das muss erst mal einer nachmachen. Mutig oder wahnsinnig? Nun, da man weiß, wie es weiterging für ihn, würde ich sagen mutig.<br><br>Wegen der eingangs erwähnten leichten Schwächen im Vortrag zu Beginn des Konzerts, wegen der zwar nachvollziehbaren aber dennoch vorhandenen Schwächen beim Bild (schlechte Ausleuchtung, relativ schlechte Kameraführung, 4:3-Format) und des durchschnittlichen Tons, kann ich eben keine volle Punktzahl geben. Trotzdem ein Film von historischer Qualität und für jeden Rockfan ein Muss! Last edited: 23.11.2022 15:00 |