**** Zwischen 1968 und 1972 war David Bowie ein beständiger Gast bei der BBC. So dokumentieren die Aufnahmen vor allem seine suchende Frühphase, vor und während seiner Major Tom Inkarnation und geht bis zu seinem Wandel als vom Himmel gefallener Ziggy Stardust.<br><br>Die Phase um 1968, die um sein Debüt herum liegt, gefällt mir dabei ausgesprochen gut (die Spiders From Mars Zeit mal ausgenommen), da ich auch sein Debüt für sehr interessant halte. Natürlich sind die Kompositionen hier noch nicht so frontal auf die Zwölf komponiert wie zur ZS-Zeit. Natürlich rockts es noch nicht so. Aber hey, dafür handelt es sich um ein paar besonders feine Preziosen aus der Ära des Swinging London. Nur wenig Musik aus jener Zeit ist in der Lage mich so sehr in die Carnaby Street zurückzuversetzen wie z.B. IN THE HEAT OF THE MORNING oder KARMA MAN. Besonders erwähnenswert finde ich die Tatsache, dass bei den vorliegenden BBC-Aufnahmen das Tony Visconti Orchestra mit spielt. Darunter findet neben Tony Visconti selbst auch so illustre Namen wie Steve Peregrine Took (Chorgesang), Herbie Flowers am Bass oder gar John McLaughlin an der Gitarre.<br><br>Die Phase zwischen seinem Debüt und Ziggy Stardust fand ich hingegen schon immer als, na, sagen wir, zweispältig. Oder unausgegoren. Der junge David Bowie wusste einfach noch nicht so richtig wohin er wollte. Neben seinem ersten Über-Hit SPACE ODDITY, der hier aus der Zeit nicht zu hören ist, da Bowie und seine Musiker nicht wussten, wie sie ihn live umsetzen sollten, und LETTER TO HERMIONE (ebenfalls nicht dabei), empfand ich den Rest seiner damaligen Songs als ausgesprochen unmelodisch und wortlastig. Ich merke, wie ich automatisch unkonzentriert werde oder mich beim Anhören zu langweilen beginne.<br>Einzig die beiden Cover ALMOST GROWN von Chuck Berry und IT AIN'T EASY von Ron Davies erwecken wieder mein Interesse.<br><br>CD 2 bringt und birgt dafür eine ganze Reihe von Preziosen und Songs die Musikgeschichte geschrieben haben. Für musikhistorisch interessierte Menschen wie mich, ist die zweite CD ein echter Schatz. Warum? Weil hier einige der Songs vom Ziggy Stardust Album noch ohne die komplette Spiders From Mars Besetzung dargeboten wurde. Ohne Nicky Graham am Klavier klingen die Songs noch rauher als es die Spiders schon eingespielt haben. HANG ON TO YOURSELF darf getrost als Punk bezeichnet werden und QUEEN BITCH von Hunky Dory ist lupenreiner Alternative Rock, der den Velvet Underground huldigt.<br>Apropos Velvet Underground. GLeich zwei Songs wurden von denen gecovert. I'M WAITING FOR THE MAN und WHITE LIGHT / WHITE HEAT. Ersteres wurde 1:1 übernommen und hat daher wenig Berechtigungsstatus. WHITE LIGHT /WHITE HEAT glänzt meiner Meinung nach durch die tolle Gitarrenarbeit von Mick Ronson, was dem Song durchaus eine neue Note gibt.<br>HANG ON TO YOURSELF und ZIGGY STARDUST befinden sich gar zwei mal auf dem Album. Jeweils mit und ohne Keyboarder Nicky Graham. Logischerweise sind beide sehr ähnlich und haben beide ihre Berechtigung. Ich bevorzuge in beiden Fällen allerdings die Variante ohne Geklimpere. Als den großen Unterschied zwischen den Spiders mit und ohne Pianisten würde ich sagen, dass die späteren Versionen mit Nicky Graham rhythmischer ausfallen. Das mag aber jemand anderes wahrscheinlich auch anders hören.<br><br>Wie auf der Ziggy Stardust Tour, hat Bowie auch hier bereits SUFFRAGETTE CITY vom erst ein Jahr später veröffentlichten Aladdin Sane gespielt. Live, wie hier, fand ich den Song noch nie so gut, wie in seiner absolut bestechenden Studioversion.<br><br>Alles in Allem ist "Bowie at The BEEB" eher ein Album für Bowiefans und eben Musikhistoriker. Der gemeine Fan, der sich an den üblichen Hits von SPACE ODDITY über ASHES TO ASHES bis LET'S DANCE erfreut, hat hier nichts verloren, außer vielleicht den Ausgaben für das Album. Spart Euch das Geld und kauft ein oder zwei der vielen Best Of Scheiben, die auf dem Markt kursieren.<br>Fans, die mehr erwarten und bereit sind, die Entwicklung von David Bowies Anfängen bis zu seinem Starkult nachzuvollziehen, werden hier fündig werden.<br><br>PS: Das Album gab es in einer limitierten Ausgabe mit der Extra CD "BBC Radio Theatre, London, June 27, 2000". Sehr hörenswert! David Bowie bringt hier eine sehr elegante, romantische Performance auf die Bühne, die erst gegen Ende etwas Fahrt aufnimmt. Mag nicht jeder, ich finde es jedenfalls unglaublich schön. Zudem sind einige Songs auf der CD vollkommen neu arrangiert und schon deshalb den Erwerb wert.<br>In Kombination mit der dritten CD wäre mir die VÖ auch noch einen Stern extra wert. Last edited: 20.08.2023 15:18 |