| ***** Eine der erfolgreichsten Popgruppen in der zweiten Hälfte der 70er Jahre kam aus Deutschland und hieß Boney M. Der Macher von Boney M. hieß Frank Farian und wartete schon lange auf den ganz großen Erfolg. Seit Mitte der 60er Jahre brachte er immer wieder gute Platten auf den Markt, die sich aber nie sonderlich gut verkauften. Lediglich mit So muß Liebe sein, eine deutsche Version von Smoke Gets In Your Eyes, konnte er 1973 einen kleinen Hit landen (Platz 38). 1976 war es dann endlich für ihn soweit, als er mit Rocky die deutsche Hitparade stürmte. Im Original stammt Rocky von Austin Roberts, der damit im Herbst 1975 einen Top 10 in den amerikanischen Charts landen konnte. Frank, mittlerweile Produzent, bot diversen Interpreten die deutsche Version von "Rocky" wie Sauerbier an. Da keiner dieses sentimentale Lied singen wollte, sang er es selbst und hatte damit einen der erfolgreichsten Hits des Jahres 1976. Gut so, denn wahrscheinlich wäre Rocky mit keinem anderen Sänger ein so großer Erfolg geworden wie mit ihm. Mit "Spring über deinen Schatten, Tommy" (Platz 12 1976) hatte er einen weiteren Hit. Seit 1975 trat er mit sehr großem Erfolg auch als Produzent in Erscheinung. Seine ersten Erfolge als Produzent hatte er mit der österreichischen Rocksängerin Gilla. Mit Titeln wie Willst Du mit mir schlafen gehen? (Platz 24 1975), Tu es (Platz 10 1976) und Ich brenne (Platz 44 1976) stand sie in der Hitparade. Franks Projekt Nr. 2 Boney M. betrat Anfang 1976 mit dem Titel Baby, Do You Wanna Bump? die internationale Szene. Zwar stieß dieser Titel in den Diskotheken auf große Resonanz und verkaufte sich in den Benelux Staaten recht gut, doch der Durchbruch gelang Boney M. mit diesem Titel nicht. Boney M. bestand aus Liz Mitchell, Mazie Williams, Marcia Barett und Bobby Farell, dem Star der Gruppe. Auch wenn Bobby auf den Platten keine Silbe sang, so war er doch das Aushängeschild von Boney M. Auf der Bühne bot der Tänzer eine derart fulminante Show mit allerlei absurden Verrenkungen, daß man meinen konnte, er stünde die ganze Zeit unter Starkstrom. Der große Durchbruch gelang Boney M. im Spätsommer mit Daddy Cool. Mit einer gelungenen und mitreißenden Mischung aus Soul, Rock und Reggae begeisterte dieser Titel das Publikum. Entscheidenden Anteil am Erfolg von Daddy Cool hatte mit Sicherheit auch die B-Seite "No Woman No Cry", eine sehr gelungene Version des Bob Marley Hits aus dem Jahre 1975. Kritiker rümpften über Boney M. verächtlich die Nasen und prophezeiten der Gruppe ein ähnlich schnelles Ende wie Silver Convention. Sie hatten aber nicht mit dem kreativen Potential von Frank Farian gerechnet. Statt eines schnellen Endes setzte er mit Boney M. zu einem ungeahnten Höhenflug an. Denn Sunny, ihr zweiter Großangriff auf die Hitparaden, war gleichzeitig ihre zweite Nummer 1. Mochten die Kritiker noch so sehr über Boney M. und ihre Platten motzen, daß Publikum liebte sie, und das europaweit. Und ihm war es auch egal, ob die vier dort auf der Bühne auch wirklich sangen, ober ob in Wirklich professionelle Sänger die Gesangsparts bei den Plattenaufnahmen übernommen hatten und sie lediglich zum Playback sangen (Nach den gleichen Kriterien baute Frank Farian in den späten 80er Jahren das Duo Milli Vanilli auf. Als sich dann herausstellte, daß die beiden Jungs von Milli Vanilli bei den Plattenaufnahme nicht eine Silbe gesungen hatten und lediglich als Statisten dienten, reagierte das Publikum sauer und sprach von Betrug. In den 70er Jahren war das Publikum halt wesentlich toleranter und bewertete die Qualität der Musik und nicht, unter welchen Umständen sie entstanden ist). Für Boney M. war Daddy Cool der Auftakt zu einer langen Serie von Tophits und sie neben Abba zu der erfolgreichsten Popgruppe Europas machen sollte. Auch die nachfolgenden Singles Ma Baker, Belfast, Rivers Of Babylon (wohl der europäische Superhit des Jahres 1978), Rasputin und Marys Boy Child landeten auf Platz 1 der deutschen Hitparade. Erste Abnutzungserscheinungen zeigten sich 1979, als Hooray! Hooray! It's A Holi-Holiday nur auf Platz 4 der Hitparade landete. Mit El Lute landeten sie im gleichen Jahr zwar noch einmal eine Nummer 1, was aber auch gleichzeitig ihr letzter Spitzenreiter blieb. Mit Im Born Again (1980), I See A Boat On The River (1980) Felicidat (Margerita) (1981) und Happy Song (1985) hatten Boney M. weitere Top 10 Erfolge, dann ließ der Erfolg schlagartig nach. Auch das Auswechseln diverser Mitglieder half nicht davor, daß Boney M. nach 1985 völlig in der Versenkung verschwanden. Der Sampler The Magic Of Boney M. aus dem Jahre 1980 enthält alle Hits der Jahre 1976-1980, der großen Zeit der Gruppe: Daddy Cool, Sunny, Ma Baker, Belfast, Rivers Of Babylon, Rasputin, Marys Boy Child/Oh My Lord, Hooray! Hooray! Its A Holi-Holiday, El Lute, Im Born Again und I See A Boat On The River. Daneben gibt es einige wirklich gute Albumtitel bzw. Single B-Seiten wie No Woman No Cry, Still Im Sad, Brown Girl In The Ring (eigentlich die B-Seite von Rivers Of Babylon, war aber als Single A-Seite im Sommer 1978 ein Top 10 Hit in England) oder Oceans Of Fantasy. Einzig die Boney M. Interpretationen von Smokes My Friend Jack klingt ziemlich überflüssig. Aber in der Masse von 20 Liedern fällt dieser eine Ausfall nicht groß auf. Im Großen und Ganzen wären ein Großteil der Lieder kaum der Rede wert, wären sie nicht so mitreißend gespielt, toll arrangiert und sauber produziert. Ähnlich wie bei Abba sind genau das die Kriterien, die Boney M. aus der Masse heraushob. Nebenbei spiegeln die einzelnen Titel den Musikgeschmack der späten 70er Jahre exakt wieder und nebenbei sind ein Großteil der Hits doch ziemlich zeitlos. Für eine 70s-Collection ist The Magic Of Boney M. sehr zu empfehlen. |