**** 1978 war das Kapitel Bay City Rollers abgehakt und zu den Akten gelegt. Nur noch wenige Fans interessierten sich für einstmals erfolgreiche Teenieband, der Großteil ihrer ehemaligen Anhägerschaft hatte sich mit Grausen von ihnen abgewandt und ihnen den Rücken gekehrt. Mit ihrer relativ simpel gestrickten Musik gelang den Jungs nicht, neue Anhänger für sich zu gewinnen. Zu dem hatte sich in den letzten beiden Jahren der Musikgeschmack des Publikums sehr geändert. Herrschte in der Glanzzeit der Bay Rollers in der internationalen Musikszene eine gewisse Richtungslosigkeit, so dominierte seit etwa einem Jahr der Discosound die internationalen Hitparaden. Und aus England kam noch Punk New Wave, der frischen Wind in die verkrusteten Strukturen der Rockmusik brachte. Da wirkten die Bay City Rollers wie ein Relikt aus vergangenen Zeiten, auch wenn ihre letzten großen Erfolge gerade erst einmal ein Jahr zurücklagen. Aber ein Jahr kann in der schnellebigen Musikszene unter Umständen schon einmal eine lange Zeit bedeuten. Dementsprechend stieß ihre sechste, im Spätsommer 1978 veröffentlichte Langspielplatte Strangers In The Wind auf international auf wenig Publikumsinteresse. Immerhin konnten sich Leslie McKeown, Alan Longmuir (er war inzwischen wieder in die Gruppe zurückgekehrt und hatte Pat McGlynn ersetzt), Derek Longmuir, Eric Faulkner und Stuart Wood auf ihre deutschen Fans verlassen, so daß das Album immerhin noch auf einen der unteren Ränge der deutschen LP-Hitparade kam. Und mit der ausgekoppelten Single Where Will I Be Now gelang den Jungs ein letzter, wenn auch bescheidener Hit in Deutschland (Platz 48 im November 1978). Kurios an der ganzen Sache ist, daß ausgerechnet zu dem Zeitpunkt, als die Bay City Rollers anfingen ganz passable Musik zu spielen, ihre Zeit abgelaufen war. Gemessen an den ersten fünf Alben ist Strangers In The Wind wirklich gut, denn es ist das erste Album der Gruppe, auf dem es keinen ernsthaften Ausfall gibt. Zwar hauen einem die zwölf Lieder des Albums einen nicht vom Hocker, bieten aber recht kurzweilige Unterhaltung und die Eigenkompositionen der Jungs zeigen, daß sie in den letzten Jahren dazugelernt haben und das sie bemüht waren, sich von ihrem Image als Teenieband zu lösen. Allerdings kamen diese ernsthaften Bemühungen etwas zu spät, denn nach Strangers In The Wind kippte die Gruppe endgültig nach hinter rüber. Wenig später versuchten sie unter dem gekürzten Gruppennamen The Rollers und einem leicht veränderte musikalischen Konzept an alte Erfolge anzuknüpfen, womit sie aber gnadenlos scheiterten. Wer die Bay City Rollers in ihrer ganz großen Zeit gehaßt hat, konnte spätestens beim Erscheinen von Strangers In The Wind erleichtert über die Tatsache aufatmen, daß das Thema Bay City Rollers endgültig und unwiderruflich erledigt ist. |