| **** Höhepunkt und gleichzeitig Totengräber des Glamrocks waren die Bay City Rollers aus dem schottischen Edinburgh. Jahrelang tingelte die 1967 gegründete Gruppe erfolglos durch das Land, bis 1971 Jonathan King sie unter Vertrag nahm und mit ihnen ihre erste Platte Keep on dancing produzierte, die bis auf Platz 14 kam. Die nachfolgenden Singles verstaubten allerdings in den Regalen der Plattenläden und ihre Karriere schien schon beendet, bevor sie überhaupt richtig begonnen hatte. Wie aus dem Nichts tauchten die Gruppe 1974 aus der Versenkung auf. Am 09.01.1974 traten sie in der britischen Fernsehshow Lift Off auf und sangen Remember. Nun ging ihr Stern wie ein Komet auf, die Zeit war reif für die Bay City Rollers. Wenige Wochen nach dem Fernsehauftritt stand das Lied dann auf Platz 6 der Hitparde. Nun ging alles Schlag auf Schlag. Shan-a-lang, Summerlove Sensation und All Of Me Loves All Of You hießen die weiteren Hits 1974, allesamt in den Top 10. In grellen, buntkarrierten Klamotten präsentierten sich Alan und Derek Longmuir, Eric Faulkner, Stuart Woody Wood und Leslie McKeown ihrem sehr jungen, überwiegend weiblichen Publikum. Von ihrem cleveren Manager Tam Paton wurden sie der Öffentlichkeit als milchtrinkende Jammerlappen präsentiert. 1975 brach dann die sogenannte ROLLERSMANIA aus, eine Fanhysterie, wie es sie seit den Zeiten der Beatles nicht mehr gegeben hatte. Entscheidende Anteil daran hatte ihr erster Nummer 1 Hit Bye Bye Baby, eine Neuaufnahme eines alten Hits der Four Seasons. Wo die Jungs auch auftraten, überall kreischten und heulten die kleinen Mädchen was das Zeugs hielt. Die Hysterie wurde durch die Teenagerpresse kräftig angeheizt. Jede Woche konnte man in den einschlägigen Popmagazinen etwas über die Gruppe lesen. Egal, ob sie eine neue Platte rausgebracht hatte oder ob einer der Musiker hat einen fahren lassen, alles war einen mehrseitigen Bericht wert. Ob diese Berichte der Wahrheit entsprachen oder ob sie aus dem Reich der Legenden stammten war den Fans völlig egal. Der Mannschaft um Tam Paton konnte der ganze Klimbim nur recht sein, heizte es den Verkauf der BCR Platten richtig an. Bye Bye Baby wurde der Hit des Jahres in England. Die Rollersmania befand sich auf dem Höhepunkt, als die britischen Fans den Jungs mit Give A Little Love ihren zweiten aber auch letzten Nummer 1 Hit bescherten. Um die Gruppe auch den amerikanischen Teenagern schmackhaft zu machen, wurde im Herbst mit Saturday Night eine Single ins Rennen geschickt, die im Jahre 1973 gefloppt war. Diese äußerst simple Nummer erreichte zum Jahresende Platz 1 der amerikanischen Hitparade. Gewürzt wurde das Ganze mit dem in Europa bewährten Medienzinobers. Das Konzept ging auch in Amerika voll auf. Wo die Gruppe in den Vereinigten Staaten auch auftrat, es herrschte das gleiche chaotische Bild wie in Europa. Überall in den Staaten kreischten und heulten sich die Mädchen die Seelen aus den Leibern, so, als ob ihr Leben oder ihr Seelenheil davon abhinge. Die Jungs brauchten nur die Münder aufzumachen - und sei es nur zum atmen- und schon fielen die in Verzückung geratenen Mädels in Ohnmacht. Bei ihren Konzerten brauchten die Bay City Rollers riesige Lautsprecheranlagen, um sich den Fans bemerkbar zu machen. Das hysterische Gekreische ihrer Fans übertönte meist ihre Musik. Bodyguards verhinderten, daß die hysterischen Massen Leslie & Co. nicht in der Luft zerrissen. Um das Interesse der Fans an der Gruppe möglichst lange aufrecht zu erhalten, inszenierte das Management unter der Leitung des cleveren Tam Paton jede Menge Klimbim wie diverse Selbstmordversuche der Musiker wegen des großen Tourneestreßs oder tauschten einfach Musiker aus Altersgründen gegen Jüngere aus (Pat Mc Glynn ersetzte im Frühjahr 1976 Allan Longmuir. Dieser wiederum wurde, weil er dem Tourneestreß und dem Starummel nicht gewachsen war, im Herbst 1976 durch Ian Mitchell ersetzt. Als Ian dann 1977 wieder ausstieg und seine eigene Gruppe Rosetta Stone gründete, wurde Allan Longmuir zurück in die Gruppe geholt). Als auch das nicht mehr zog, verpaßten Tam & Co. den Bay City Rollers das Image der bösen Buben. Statt der netten Jungs von nebenan konnte Fans und Gegner Geschichten über Liebesaffären, Groupies, Vaterschaftsklagen usw. lesen. Aber da gab es ja noch die Rolling Stones, und die waren auf diesem Gebiet wesentlich kompetenter und halt eine Klasse für sich. 1976 wurde von der Teenagerpresse in Deutschland und England ein wahrer Fankrieg zwischen den Anhängern der Sweet und den neuen Teenagerlieblingen Bay City Rollers entfacht. In Leserbriefen warfen die Fans den verhaßten Gruppen jede Menge Gehäßigkeiten an die Köpfe. Das gleiche Spielchen hatte es schon in den 60er Jahren zwischen den Fans der Beatles und Rolling Stones gegeben. Während die Musiker der Fab-Four und der Stones miteinander befreundet waren und den ganzen Zinnober gelassen und amüsiert verfolgten, ließen sich die Bay City Rollers und die Sweet von dem inszenierten Fankrieg anstecken. Öffentlich bekannten die Musiker beider Gruppen, daß sie sich nicht ausstehen können. Die Bay City Rollers konnten sich das leisten, repräsentierten sie doch die braven Jungs von nebenan, denen jeder Faux Pas verziehen wurde. Gegen die Jungs der BCR zogen Brian & Co. bei diesem Fankrieg letztendlich den Kürzeren. Die Sweet sahen beim Teenagerpublikum langsam ihre Felle davonschwimmen, zumal sie aus dem Heer der jüngsten Musikkonsumenten im Gegensatz zu den Bay City Rollers keine neuen Fans für sich rekrutieren konnten. Überhaupt repräsentierten die Bay City Rollers eine neue Generation von Popgruppen, bei der es weniger auf das Können als mehr auf das Aussehen und das Alter der Mitglieder, das so zwischen 17 und 20 Jahren lag, ankam. Mit dieser Masche hatten neben den Bay City Rollers Gruppen wie Kenny, Hello oder Slik große Erfolge zu verzeichnen.Bis 1977 ging das Konzept auf, dann wandten sich die Fans, inzwischen älter und reifer geworden, mit Grausen von der Gruppe ab. Money Honey, Love Me Like I Love You, Rock And Roll Love Letter Letter, I Only Wanna Be With Wou, Yesterdays Hero, Its A Game, You Made Me Believe In Magic, The Way I Feel Tonight, Dont Stop The Music und Where Will I Be Now hießen die weiteren Hits für die Gruppe, dann war der Spuk wieder vorbei. Sowohl die Bay City Rollers als auch ihre Spin Offs Rosetta Stone und die Pat Mc Glynn Band verschwanden auf Nimmerwiedersehen in der Versenkung. Genervte Zeitgenossen konnten befreit aufatmen. Der vorliegende Sampler enthält fast alle Hits der Jahre 1974-1978 sowie eine Neuaufnahme von 1975 ihres ersten Hits Keep On Dancing. Musikalisch sind ihre Stücke jenseits von Gut und Böse angesiedelt und dürften heute keinem mehr wehtun. Auch wenn ich die Gruppe damals absolut nicht ausstehen konnte, so gebe ich ihnen für diese Hitcollection aus nostalgischen Gründen aufgerundet 4 Sterne. |
| *** eher bescheidene zeiten, aber die jungs die als erste wirkliche Boyband gelten hatten zwischen 1971 und 1978 enormen erfolg, 13 Top-10 Hits und mindestens noch 5 weitere Top-30 Hits von GB über D, USA, A, bis nach JP..trotzdem, ich finds auch heute noch grauenvoll, die Songs die mir wirklich gefallen, dürften weniger als 3,4 sein.. |