*** 1976 war die Rollersmania bereits wieder am abebben. Zwar gelang den Jungs diesseits und jenseits des Atlantik mit Money Honey, Love Me Like I Love You, RockNRoll Love Letter, I Only Wanna Be With You und Yesterdays Hero eine Reihe von Hits, doch an die großen Erfolge des Jahre 1975 mit drei Nummer 1 Hits (Bye Bye Baby und Give A Little Love in England, sowie Saturday Night in den USA) konnten sie nicht mehr anknüpfen. Das es mit der Gruppe langsam aber sicher bergab ging, hat wohl keiner besser gewußt als ihr Manager Tam Paton. Um das Interesse der Fans und Medien so lange wie möglich aufrecht zu erhalten, ließ er sich eine ganze Menge einfallen. So gab es Meldungen über einen angeblichen Selbstmordversuch von Alan Longmuir, der durch Ian Mitchell ersetzt wurde. Der junge Musiker war aber mit dem plötzlichen Ruhm, der über ihn hereinbrach völlig überfordert und entwickelte schnell Starallüren. Nach nur wenigen Monaten wurde er durch Pat McGlyn ersetzt. Dann gab es noch den Versuch von Tam Paton, die Jungs von ihrem Image der netten Jungs von nebenan befreien und sie in Richtung Bad Boys zu trimmen. Plötzlich tauchten in den Medien Berichte über Groupies oder junge Mädchen auf, die vorgaben, von einem der BCR vernascht worden zu sein. Auch für die ein oder andere Schwangerschaft mußten die Jungs der BCR herhalten. Ob diese Geschichten der Wahrheit entsprachen oder nur ein Marketinggag von Tam Paton war und vielleicht nur der blühenden Phantasie diverser Schreiberlinge der Teenagerpresse ensprungen waren jedes Mittel war recht, um das Interesse an der Gruppe aufrechtzuerhalten. Auf jeden Fall ist das Experiment mit den Bad Boys City Rollers gescheitert. Denn auf dem Gebiet Sex And Drugs And RockNRoll gab es schließlich noch die Rolling Stones und die waren in diesem Metier im Gegensatz zu den BCR absolut glaubwürdig und kompetent. Neben dem inszenierten Klimbim in den Medien machten die Bay City Rollers auch noch Musik. Im Spätsommer 1976 erschien ihr viertes Album Dedication, das man im Vergleich zu den drei Vorgänger als durchaus gelungen bezeichnen kann. Hier machte sich die Arbeit des bekannten amerikanischen Produzenten Jimmy Ienner bezahlt, der etliche Schwachstellen glattbügelte und einige Lieder besser klingen läßt, als sie eigentlich sind. Wenn man einmal den Fühlschrott außer acht läßt (Lets Pretend, RocknRoller, Dont Worry Baby, My Lisa und Write A Letter) bleiben einige ganz passable Stücke übrig. Wirklich gelungen ist das Titellied Dedication, eine Komposition aus der Feder der bekannten englischen Komponisten Doug Flett und Guy Fletcher. Die schmachtende Ballade mit den teilweise bombastischen Orchestereinlagen gehört mit Sicherheit zu den besten Stücken im Gesamtwerk der BCR. Als Single war Dedication Anfang 1977 ein kleiner Hit in den USA. Die Hits Money Honey, RocknRoll Love Letter und Yesterdays Hero gehören sicher nicht zu dem, als was man gute Musik bezeichnet, sind aber gemessen am faden Gesamtwerk der BCR durchaus akzeptabel. Durchaus passabel ist das von Eric Faulkner und Stuart Wood verfaßte Youre A Woman, eine etwas langweilige Ballade, die ideale Musik fürs Nachtprogramm in diversen Radiosendungen. Immerhin beweisen die Jungs mit diesem Lied, daß, wenn sie sich Mühe gaben, ganz passable Lieder zustande brachten. Auch wenn den Bay City Rollers mit Dedication ein für ihre Verhältnisse recht passables Album gelungen ist, heißt das noch lange nicht, daß auch richtig gut ist. Dedication ist eines jener Alben von der Stange, wie sie seit Jahren produziert werden. Hier geht es nicht um die künstlerische Entfaltung eines Interpreten oder einer Gruppe, sondern vielmehr darum, um mit möglichst geringen Aufwand die Popularität auszuschlachten, um den höchstmöglichen Gewinn zu erzielen. |