****** Für ihr fünftes, 1972 erschienenes Werk Schools Out verzichteten Alice Cooper alias Vincent Furnier (Gesang), Michael Bruce (Gitarre, Keyboards), Glen Buxton (Gitarre), Dennis Dunaway (Baß) und Neal Smith (Schlagzeug) weitgehend auf musikalische Experimente. Statt dessen präsentierten sie eine komprimierte, sehr kompakte Quintessenz ihrer letzten Alben. Im selben Jahr, 1972, befand sich der Glamrock weltweit auf seinem Höhepunkt und inmitten dieses musikalischen Dschungels wirkten Alice Cooper mit ihrer Mischung aus aggressiven Rock und ihrer irrwitzigen Bühneshow ziemlich einzigartig. So ist es kein Wunder, daß ihnen sowohl die Single als auch das gleichnamige Album den längst fälligen weltweiten Durchbruch bescherten. Das Album beginnt fulminant mit dem Titelsong Schools Out, eine unglaublich packende und aggressive Rocknummer, die sich zum Welthit entwickelte (u.a. Nr. 7 in den USA, Nr. 1 in England und Nr. 4 in Deutschland). Der fulminante, mit Kinderstimmen im Refrain angereicherte Rocker entwickelte sich innerhalb kurzer Zeit zur ersten Jugendhymne der 70er Jahre und kann von der Aussage her mit Pink Floyds Another Bricks In The Wall/Part 2 von 1979 gleichgestellt werden. Allerdings ist Alice Coopers Anti-Schule-Song weitaus aggressiver und intensiver. Luney Tune beginnt wie ein gradliniger Rocker, wird aber im weiteren Verlauf durch eine Slide-Gitarre und Orchestereinlagen angereichert. Sehr interessant ist Gutter Cat Vs. The Jets, ein satirischer, boshafter Seitenhieb auf Leonard Bernsteins und Stephen Sondheims Musical West Side Story. Das ist Rock-Cabarett im besten Sinne. Musikalisch ähnlich gelagert und sehr interessant ist Blue Turk, in der die Band mit leichten Jazz- bzw. modischen Swingeinlagen überrascht. Solch musikalischen Spagate zeigen die ganze Klasse von Alice auf. Ein sehr interessantes Mittelding aus Rock und Kabarett ist My Stars, ein aggressiver mit sehr schönen Pianoeinlagen. Glen Buxtons aggressive Gitarre und Michael Bruces fast klassisch anmutendes Pianospiel bilden hier einen sehr eigenwilligen, aber sehr effektvollen Kontrast, über denen sich Alices kraftvolle, fast schreiende Stimme fast majestätisch erhebt. Einen Schuß Rhythm And Blues bietet die Band in Public Animal #9. Sehr eigenwillig klingt das herrlich verschrobene Alma Mater, das wie eine Beatles Nummer aus den späten 60er Jahren klingt. Hier kommt man zuerst gar nicht auf die Idee, daß hier Alice Cooper am Werk ist, denn Alices Stimme ist dermaßen verzerrt, daß man seine Stimme gar nicht erkennt. In Grande Finale wird einmal mehr die West Side Story auf liebenswerte Weise karikiert. Das mit mächtigen Keyboards und Bläsern angereicherte Instrumental ist ein echter Kracher. Um die ganzen Feinheiten dieses herausragenden Albums zu erkennen, muß man es mehrmals intensiv hören. Dann eröffnet sich dem aufgeschlossenen Hörer ein echtes Meisterwerk. Schools Out ist ein echtes Meisterwerk des 70s Rock, wenn auch ein verkanntes. |